…INS UNGEWISSE
Wenn man das aktuelle Geschehen auf der Erde betrachtet, könnte man meinen, wir wären der Apokalypse nah und nach uns käme die Sintflut. Vieles erinnert an Mythen und historische Ereignisse.
In dieser Zeit der Extreme spezialisieren sich Berichterstatter und Experten aller Art entweder auf Beweise und Statistiken oder auf rein ätherische Zeichendeutung, sehen vor lauter Information den Inhalt nicht mehr und die allermeisten Menschen halten sich an Theorien oder Lebensmodellen fest, die sich längst als überholt und manchmal sogar als untragbar herausgestellt haben. Das Leben scheint zu seinem Anagramm geworden zu sein. Wahrheit, Wissen, Sinn und Werte versinken zunehmend im Nebel.
Die virale Erkältung der Herzen lässt Menschen, die noch fühlen und einen gesunden Menschenverstand entwickelt haben, tief blicken. Nach all den Kriegen um Macht und Besitz, um Rasse und Geschlecht, um Religion und Ideologie werden sie sich gewahr, dass der einzige Krieg welcher kollektiv auf der Erde geführt wird, ein Krieg der Frequenzen ist. Diese Menschen machen sich bereit, aus einer von außen auferlegten und von innen kultivierten Individuations- und Isolationsblase, die gleichermaßen unaufhaltbar scheint wie der Klimawandel, aufzubrechen.
Dazu braucht es einen Perspektivwechsel, eine Neuausrichtung und einen klaren Fokus. Das Wissen darüber, dass wir verantwortlich dafür sind, wo unsere begrenzte Lebensenergie hinfließt und sich manifestiert, ist uralt. Jetzt ist es an der Zeit dieses Wissen wieder anzuwenden.
Denn je mehr wir uns beeindrucken lassen – durch all die Bilder, Schatten, Theorien, den immer stärker reißenden Informationsfluss, durch dieses Zeitalter der Ablenkung samt seiner Umwertung aller Worte und Symbole, von psychologischen, sozialen, spirituellen Macht- und Ohnmachtsspielen, von Grenzüberschreitungen bis unter die Gürtellinie – desto mehr erliegen wir einer Illusion und werden damit zur Projektionsfläche.
Im Gegensatz zu den Beschwörern von Untergangsszenarien sind viele Menschen inzwischen zu Einsichten gelangt denen mit Sicherheit ein Klimawandel folgen wird. Erst verändert sich das Klima im Inneren von einzelnen Menschen. Daraufhin ändert es sich in ihrem persönlichen Umfeld und irgendwann findet ein Wandel auf politischer, sozialer und gesellschaftlicher Ebene statt. Stellen wir uns vor, es wäre möglich im Einklang mit allen Lebensformen auf unserem Planeten ein friedliches Leben zu führen.
Wir leben im Informationszeitalter. Machen wir uns also bewusst: Information ist Licht. Wir speisen unser System ganzheitlich mit Licht. Im Schattenbereich liegt das Ungewisse, das Verborgene, das Andere, das wir nicht kennen, sehen oder (be-)greifen können.
Permanent bewegen wir uns von der Dunkelheit ins Licht. Immer wieder tauchen wir ab in noch unerforschte Tiefen, um nach neuen Erkenntnissen zu fischen. Das ist Evolution, Wissenschaft und Kunst. Um Licht ins Dunkel zu bringen sammeln wir Informationen. Je mehr wir davon verwerten, desto mehr Licht bringen wir in eine Sache. Haben wir ein Thema, eine Situation oder einen Prozess genügend beleuchtet, widmen wir uns wieder dem was noch nicht erschlossen ist, im Unsichtbaren liegt. Das entspricht dem Prinzip von Yin und Yang, Tag und Nacht, Sonne und Mond, von allen Kreisläufen auf diesem Planeten.
Wir haben gelernt, die Dinge zu unterscheiden. Dem Wachstumsprinzip folgend differenzieren wir immer mehr. Denn alles will weiter fortschreiten, mehr werden, getrennter, soll Überfluss, Pluralität, Diversität schaffen und zwar überall. Somit kann der denkende Mensch immer exakter definieren, sich jedoch kaum noch festlegen. Wir haben gelernt uns durch Wissensbildung, Analyse und Evidenzen zu versichern. Doch die Spezialisierung auf Teilgebiete und die Begrenztheit der menschlichen Fähigkeiten setzt auch allem, was gesichert erscheint, eine Unsicherheit entgegen. An einem bestimmten Narrativ oder Glauben, ja selbst an der Wissenschaft festzuhalten, das ewig Gleiche und Vergangene zu zerlegen und zu zitieren, bedeutet, dass wir in einer Theorie stecken bleiben, die begrenzt ist durch die Zeit oder Person, durch die Gesellschaft oder die Umstände durch die diese Theorie entstanden ist. Jedes vom Menschen erdachte System ist eine solche begrenzte Theorie. Wenn man sie nicht stetig dadurch expandiert, dass man dem Fluss des Lebens, der Schöpfung von Neuem und Unbekanntem Zugang gewährt, schafft man auf Dauer nur noch Stagnation oder reproduziert eine Methode, die nicht mehr in die Zeit passt. Ein solches System ewig aufrecht zu erhalten ist ein äußerst unsicheres Unterfangen.
Jedes System hat bisher ein Ende gefunden. Es hat sich gewandelt oder versagt, wurde gestürzt oder abgelöst und dasselbe geschieht mit Systemen die im Menschen wirken.
Das Leben, die Liebe und die menschliche Seele sind niemals begrenzt. Ihrer Natur gemäß sind diese dem Wasser gleich, fließend, richtungsoffen, sich stetig verändernd und dabei sich erfüllend oder erweiternd entwickelnd.
Das Leben ist nicht nur Anfang bis Ende. Es ist ein Kreislauf.
Dies wissend können wir uns sicher sein, dass sich Situationen ändern und verändern lassen. Die Frage ist: Wollen wir das? Ich nehme an, wir wollen das. Was wir denken, fühlen und sind wird in Zukunft für einen Moment wahr sein. Was wir dachten, fühlten und waren ist jetzt zu einer Teilwahrheit geworden. Wir erleben momentan einen Bewusstseinswandel. Die Welt funktioniert nicht mehr so wie wir das gewohnt sind und wie es Jahrtausende lang gelehrt wurde und ist deshalb –gefühlt- für viele Menschen aus den Fugen geraten. Die Medien reagieren darauf und verbreiten unzählige Negativ-oder Nullinformationen. Aber wir sehnen uns kollektiv nach etwas anderem und dieser Sehnsucht muss eine Entscheidung folgen: Die Entscheidung, sich nicht länger damit zu beschäftigen, was vergangen oder schlecht ist, sondern klar zu sehen was wirklich ist und was stattdessen gebraucht wird.
Wie kommen wir aus dem Nebel in die Klarheit? Vielleicht indem wir uns nach innen wagen. Aus dem Innen kommen unzählige Informationen und diese Informationen sind genau so wichtig wie diejenigen, die von außen auf uns einströmen. Ich habe durch Innenschau gelernt: Die Welt und die anderen kann ich nicht ändern. Aber was auch immer geschieht – ICH kann mich selbst ändern. Das ist eine Freiheit, die mir niemand nehmen kann. So habe ich mir angewöhnt, mich von Medien aller Art weitgehend fernzuhalten. Stattdessen schreibe ich diese Worte, die aus meinem Inneren strömen, um vielleicht ein paar andere mitzureißen und einzuladen in einen Fluss zu steigen, der in eine neue Richtung fließt. Indem wir unsere Antennen an positiven Quellen ausrichten und Energien gezielt in eine von uns bestimmte Richtung lenken, strahlen wir dies auch auf unsere Umwelt und Mitmenschen aus und können damit einen Wandel von innen nach außen bewirken.
Wenn ich mich eine Zeitlang nur mit Positivem befasse und daraufhin beginne, Information aus meinem Inneren zu schöpfen -also selbst Medium zu sein- empfange ich Information, aus der ich durch genaues Hineinfühlen und –denken etwas lernen kann. Diese Art von Information nährt mein System und lässt mich wachsen. Indem ich Irrglaube und Verwirrung auflöse, kann ich Kontrolle fallen lassen, weil ich klar bin und mich somit sicher fühle. Wenn wir uns sicher fühlen, selbstbewusst und vertrauensvoll, lassen wir uns nicht reduzieren, regulieren, dirigieren, kontrollieren oder manipulieren. Ja und Nein sind gleichwertig. Das ist gelebte Polarität.
Leben ist niemals nur leben lassen oder überleben, ist niemals richtig oder falsch. Leben und Liebe sind unteilbare Teile eines Ganzen. Es sind Geschenke, die im Laufe der Zeit mit allem was fließt und schwingt erfüllt werden. Je mehr Liebe wir erleben desto mehr haben wir in uns und je mehr wir davon geben desto mehr können wir empfangen. Liebevolles Leben bedeutet eins zu sein mit der Welt, mit allem was sie uns anbietet und aufzeigt. Auch die kollektive und persönliche Vergangenheit inklusive aller Traumen, auch Karma gehört zum Leben. Hier zeigt sich das Potential Geschichte zu erspüren, den roten Faden im Gesamtbild zu erkennen und zu ent-wickeln sowie eine Aufforderung durch Veränderung dem Ruf seiner Seele zu folgen und daraus einen ganz persönlichen Lebenspfad zu gestalten.
„Den chaldäischen Schriften zufolge warnte Gott den Helden der Flut (Noah) und forderte ihn auf, ein Fahrzeug zu bauen, denn „ durch eine Überflutung werde ich Materie und Leben zerstören. Lasse die Substanz von allem, was Leben hat, in dieses Fahrzeug hinaufsteigen.““ 1
Für mich mit meinem Bewusstsein in dieser Zeit diesen Satz lesend würde ich komplett anders reagieren als Noah. Ich würde nicht versuchen all das zu retten, was Materie ist und Leben hat, von Gott aber zerstört werden soll. Ich würde mich fragen: „Was ist die Substanz von allem?“ und ich behaupte: Es ist die Liebe. Der Mensch will leben und lieben. Das ist seine Berufung. Seinem Wesen nach ist er dem Wasser gleich. Ist dieses in Bewegung so ist es gesund. Stehende Gewässer haben keine Lebensenergie, genauso wenig wie stagnierende Gedanken oder Systeme, die der freien Entfaltung im Wege stehen. Eine Gesellschaft besteht aus vielen einzelnen Individuen. Wenn man Individuen ihre wahre Berufung nimmt, blockiert man deren Herz- und damit ihre Lebensenergie. Dies überträgt sich auf die geistige Ebene und damit auf das Gesellschaftssystem, welches auf Dauer nur daran erkranken kann.
Wenn wir Synergien begreifen, zulassen, in unser System integrieren und leben, bringt uns das in Balance mit Seele, Geist und Körper und in einen Fluss, der in Richtung Wandel durch Selbst-Entfaltung und Seelenwachstum fließt. Wenn wir uns mit Gesetzgebung oder Rechtsprechung nicht mehr identifizieren können, können wir uns jederzeit auf die Naturgesetze beziehen: In der Natur strebt alles nach Balance. Wir sind ein Teil der Natur und wenn wir gegen sie handeln, handeln wir gegen uns selbst. Was das nach sich zieht haben wir alle zu Genüge erfahren.
Deshalb entscheide ich mich dafür, in Einklang mit den Naturgesetzen zu handeln und mache Gebrauch von meinem Geburtsrecht, ein Mensch zu sein. Das macht mir ein gutes Gewissen. Wenn ich ein gutes Gewissen habe, weil ich in Übereinstimmung mit meinem inneren Wertekodex bin, kann im Außen passieren was will. Ich kann im Frieden mit mir leben und werde mich am Ende dieses Lebens dankbar verabschieden. Das ist eine wahrhaft gute Aussicht. Wenn ich achtsam bin, merke ich direkt, ob sich etwas durch mein Denken und Handeln verändert. Das gibt mir Eigenverantwortung. So komme ich aus der Ohnmacht und ermächtige mich selbst. Als autark denkende, feinfühlige und kreative Menschen können wir alte, aktuelle und neue Konzepte hinterfragen, auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen, auswerten, gegebenenfalls fallen lassen und das Zepter selbst in die Hand nehmen.
Durch ganzheitliche Betrachtung und Lebensweise komme ich aus der Verwirrung in die Verwirklichung. Dadurch kann ich kommunizieren, teilen und wirken. Indem ich mich traue, schaffe ich Vertrauen. Erst in mich selbst, dann in andere und dann in die Welt. Das ist Selbstannahme. Indem ich wirke bin ich sinnvoll, aufgehoben und wichtig. Das schafft Selbstbewusstsein. Fortan trenne mich nicht mehr von mir selbst und handle nie gegen mein originales Wesen. Das ist Authentizität.
Durch absolute Ehrlichkeit schaffe ich Klarheit für mich und andere. Ich erlebe die Gegensätzlichkeit des Lebendigen: Es ist nicht alles nur gut, voller Liebe und Licht, aber es ist eben auch nicht alles nur schlecht, voller Hass und Dunkelheit. Ich kommuniziere genau das was ich empfinde. Ohne zu urteilen, einfach und deutlich, um keinesfalls Verwirrung zu stiften.
Wenn wir unsere Sinne und Herzen öffnen und uns selbst adoptieren, mit allem was wir sind, dann können wir auch die Meinungen und Stimmungen anderer akzeptieren, weil wir uns nicht gefährdet sondern bereichert fühlen, weil wir durch alles Andere, alles Neue, durch jede Diskussion und jeden Konflikt lernen.
Indem ich offen gebe und empfange, indem ich mein männliches und weibliches Prinzip ausbalanciere, erfahre ich durch diese schöpferische Freiheit Fülle und Freude. Durch bewusste Investition meiner Zeit und Aufmerksamkeit schaffe ich zwischen Information, die von innen kommt und Information, die von außen kommt, einen verbindlichen Leitfaden für mein persönliches Lebenswerk. Dadurch bringe ich Ruhe in das Gedankenkarussell und komme zu mir, in meine Herzenskraft. Wenn wir kollektiv öfter in unserer Mitte sind, erobern wir uns dann nicht nach und nach Gemeinschaftssinn, Zusammenhalt und Lebensqualität zurück? Das wäre eigenverantwortliches Leben: Denken statt umdenken, simplifizieren statt verkomplizieren, teilen statt umverteilen. Einen Schritt nach dem anderen in die selbstgewählte Richtung gehen.
Wir sind Teil des Universums, Teil dieses wundervollen Planeten. Wir sind lebendiger Wandel und ständig im Fluss als Teil der Menschheitsgeschichte. Wir sind Teil eines Problems und einer Lösung. Jeder Teil ist als ein Teil eines Ganzen gleichwertig und damit auch gleich berechtigt. Könnte es sein, dass, wenn sich dieses Basiswissen in uns manifestiert, wir einen Wertewandel hervorrufen und eine Gesellschaft erschaffen, in der es der Mehrheit nicht mehr um Profit und Wettbewerb, sondern um Herz und Verstand geht?
Vermutlich bereitet es uns mehr Freude als Angst uns dem Neuen zu öffnen, uns in den Fluss zu begeben und frei schwimmen zu lernen. Anstatt im Kreis zu laufen, könnten wir in einem wirbelnden Strom von Herzenswünschen und positiv ausgerichteten Gedanken, die sich an wahrer Menschlichkeit ausrichten spiralförmig in neue Sphären aufsteigen. Vielleicht war es das was Gott Noah sagen wollte: „Die Liebe ist die größte Macht auf Erden, die Essenz und die Substanz von allem. Ihr Fahrzeug ist unser Herz und von dort aus steigt sie auf und wirkt in jedem Atom weltweit.“ Vor uns liegt nicht die Sintflut sondern ein weltoffener Ozean unendlicher Möglichkeiten. Lasst uns über alle Tellerränder schauen und eine Reise antreten mit diesem zukunftsträchtigen Fahrzeug, dessen Motor unsere Träume sind und dessen Lenkrad durch unseren Verstand gesteuert wird.
Die Liebe glaubt an uns. Das Leben vertraut uns.
Ob wir das glauben und vertrauen, wie wir lieben und was wir leben liegt in unserer Verantwortung.
1 Aus Barbara G. Walker. Die Geheimen Symbole der Frauen
Dieser Text ist erschienen in der Zeitschrift BALANCE des Fachverbandes Meditation des Tanzes-Sacred Dance e.V. Nr. 2 /2022